Rudi Bode Radmarathon Hamburg Poppenbüttel 1. Bikeschieberei Nordcup

Berichte der Mitglieder

Moderator: Moderator

Antworten
Jens

Rudi Bode Radmarathon Hamburg Poppenbüttel 1. Bikeschieberei Nordcup

Beitrag von Jens »

Uff, was war das früh. Überpünktlich um 5.00 Uhr klingelte der Wecker. Um 5.30 Uhr ging es dann für mich ab nach Hamburg. Auf der Fahrt kamen schon bald die ersten Zweifel, ob es wirklich schlau ist, mit einem Carbonrad samt eben solchen Laufrädern und mit einem 165 Gramm bequemen Sattel einen Radmarathon fahren zu wollen. Die Antwort sollte ich gegen 15.45 Uhr erhalten.

Gegen 6.45 Uhr war ich dann in Hamburg auf dem Parkplatz des Gymnasiums in der Harsheiderstraße. Die Anreise hatte trotz Baustelle auf der A 7 und dank der super Ausschilderung quer durch Hamburg perfekt geklappt. Leider war es aber etwas kühl in Hamburg. War ich doch in Kiel bei 4 Grad ins Auto gestiegen und mit meiner ¾ Hose gut gekleidet, so kamen in Hamburg dann die nächsten Zweifel auf. Ist es wirklich clever, bei 1 Grad MINUS in einer ¾ Hose mit kurzen Handschuhen einen Radmarathon fahren zu wollen?

Aber all diese Fragen waren am Start um 7.30 Uhr vergessen. Hier und da konnte ich ein mir von der CTF-Serie bekanntes Gesicht unter den ca. 150 Starter ausmachen. Mein Plan war es, die Sache definitiv ruhig angehen zu lassen und erst mal ein wenig Marathon-Feeling mit dem Rennrad zu schnuppern. Ich hielt mich zunächst also im hinteren Feld auf, denn der Respekt vor 210 Kilometern war schon gegeben. Leider ging es nach dem Start gleich ein wenig bergab, so dass es mir schwer fiel eine gute Gruppe zu finden, denn das Tempo war mit 34 Sachen doch recht hoch für die zu bewältigende Distanz.

Bis zur ersten Versorgung in Oetjensdorf blieb ich in einer unruhigen Gruppe von ca. 30 – 40 Fahrern. Mal wurde vorn mit guten 36 km/h die Pace gemacht, mal mit lediglich 26 km/h. Ziemlich blöde Sache.

Nach der Verpflegung, die bei Km 47 war, hatte sich die Gruppe aber erledigt und es ging sichtlich ruhiger zur Sache. Dann kam die Verpflegung bei Kilometer 82 in Sülfeld. Hier war die Hölle los, ich weiß echt nicht, wo so viele Menschen herkamen, denn die RTF-Fahrer dürften eigentlich nicht zu dieser Zeit an diesem Ort gewesen sein. Nur kurz eine Banane gegriffen und ohne lästiges Auffüllen der Flaschen (eine war eh noch voll) ging es für mich und zwei ebenso von dem Trubel genervte Fahrer des RV Trave weiter.

Nun waren wir nur noch zu Dritt. Die schnelle Gruppe vor uns und das Hauptfeld hinter uns. Leider konnten wir keinen Anschluss an diese erste Gruppe finden, obwohl unser Tempo nicht wirklich langsam war, aber wenn eine Gruppe zwei oder drei Kilometer mit 30 Sachen vor einem fährt, und man selbst auch 30 km/h auf dem Tacho stehen hat, wird man die Gruppe wohl nie einholen können. Logisch, oder?

Bei Km 96 gab es dann einen Knall. Kurz nach einer Kopfsteinpflasterpassage entweicht die Luft aus Sebastians (einer der Oldesloher) Hinterrad schlagartig. Wir rollen zu Dritt an die Seite und machen uns ans Werk, den Schaden zu beheben. Da auch Sigi (der andere Oldesloher) mit anpackt geht alles rechtzügig. Während unser unfreiwilligen Aktion rauscht das Hauptfeld an uns vorbei und ich sehe auch Kurt Kawohl von der RG in einer kleineren Gruppe hinter dem Feld. Wir machen uns also wieder auf die Socken, denn in einer großen Gruppe fährt es sich halt besser. Mit Ruhe und dem ruhig Angehen ist es nun erst mal vorüber, denn wir wollen ins Feld. Das hat wohl aber doch den besseren Speed. Wir schließen nämlich nur zu Fahrern auf, die die Gangart im Feld nicht halten konnten. Leider bringen diese uns aber auch nicht weiter, da die Erschöpfung meist zu groß ist. Auch die Gruppe um Kurt passieren wir.

Bei Km 116 in Weede erreichen wir schließlich in einer mittlerweile auf 10 Mann und Frauen angewachsen Gruppe die vierte Versorgung. Kurz den Tank wieder auffüllen und nach fünf Minuten geht es weiter. Im folgenden wird es etwas hügeliger, aber die Moral und vor allem die Beine sind gut. Leider wird es für Sigi etwas zu hügelig und er beschließt kurz vor der fünften Versorgung den Speed zu reduzieren. Schade.

Sebastian und ich sind nun wieder in einem Zehnerverband, der es diesmal ganz schön krachen läst. Der Wind steht gut, die Strecke ist gut evtl. auch etwas abschüssig. Tempo 40 liegt an und dann sind wir plötzlich in Trappenkamp. Um zwei Ecken herum und schon sitzen wir in der Landesturnschule, der fünften Verpflegung. Den Marathonfahrern werden hier warme Nudeln gereicht. Wir aber sind uns nicht so sicher, ob eine warme Mahlzeit wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, wenn man sonst nur Riegel oder Bananen zu sich genommen hat. Mein Teller wandert folglich leider halbvoll in die Tonne. Zur Abwechslung gibt es nun aber ein Kirschgetränk in die Flasche. Wir haben 145 Kilometer auf der Uhr.

Sebastian und ich machen uns zu zweit auf den Weg. Irgendeine Gruppe werden wir schon finden und so evtl. ein wenig Entspannung auch während der Fahrt ergaunern. Doch vergeblich, wir bleiben allein und quatschen bei guter Stimmung über Beruf, Radsport und natürlich übers Material. Sebastian fährt einen Kuota Carbon Rahmen, der ein wenig schlanker als mein Scott baut. Sieht sehr gelungen aus, fährt sich wohl aber auch schön hart. Im weiteren motivieren wir uns gegenseitig und spulen Kilometer für Kilometer nebeneinander ab. Allerdings keineswegs langsam, obwohl sich Steigungen mittlerweile deutlich in den Beinen bemerkbar machen. Bei Km 170 bikeschieben wir schließlich nach welligem Geläuf auf zwei Fahrer der 150er Runde auf und können ein wenig Windschatten lutschen. Danke Jungs.

Dann bei Km 175 kommt der Klingberg - eine Erhebung, die wirklich nicht mehr hätte sein müssen. Eigentlich wollten wir gemütlich drüber rollen, aber wie das dann halt so ist mit den Kerlen. Wir knallen mit 34 km/h in die Steigung. Die beiden 150er sind wohl doch noch frischer geht es mir durch den Kopf. Zur Mitte hin platzt aber einer von ihnen weg. Nach ¾ der Steigung lasse ich den lieben Gott einen guten Mann sein und nehme die Beine hoch. Am Gipfel habe ich noch 20 km/h auf dem Tacho. Dann kommt die Abfahrt und ich kann wieder zu Sebastian und dem anderen aufschließen. Nach nunmehr 176 Kilometern mit 60 Sachen über die Straße, ich wundere mich über mich selbst. Jede weitere Steigung wird nun nerviger und auch der Wind ist stets präsent.

Bei Kilometer 186 sind wir wieder in Sülfeld an der Kontrolle. Währen wir etwas Zuckerhaltiges suchen, kommt auch Sigi mit einer Gruppe von gut fünfzehn Leuten zur Verpflegung. Nachdem wir ein Schild erblicken auf dem 53 km steht, möchten wir eigentlich lieber zu Fuß nach Hause als noch mal auf Rad steigen. Es klärt sich aber alles zum guten, da das Schild nur die 53 km-Distanz der RTF anzeigt und nicht die Kilometer bis ins Ziel. Angeblich sind das nämlich „nur“ noch 22. Ich bin irgendwie dankbar.

Sebastian und ich beschließen, den Rest der Stecke nun auch noch im Zweiergespann zu bewältigen. Auch wird der Wunsch wach bei unserem Schnitt die große 3 ganz vorn auf der Uhr zu haben. Bisher liegen wir bei 29,4 km/h, was mich schon begeistert, wo mir doch morgens noch ganz andere erheblich geringere Zahlen durch den Kopf gingen. Mit der Ruhe ist es nun folglich vollends vorüber und das Ego siegt und fordert seinen Preis. Langsam spüre ich auch meine Gliedmassen mehr als üblich. Da ist mal ein Knie das sticht oder ein Hinter der schmerzt, ein Oberschenkel der im Wiegetritt zuckt oder der Fußspann der verdächtig zieht. All diese Erscheinungen sind aber nur von kurzer Dauer. Ich glaube, wir sind nun irgendwie abgehackter oder eckiger gefahren. Bergauf langsamer und beschwerlicher mit 25km/h, aber in der Ebene mit voller Power. Das Ego schrie halt nach dem 30er Schnitt. Schön bescheuert, aber irgendwie auch lustig. Wir kosten zum ersten Mal vom Kirschwasser und sind sehr angewidert, das Zeug ist echt nur künstlich und ekelhaft.

Ekelhaft ist dann auch die letzte Passage mit Kopfsteinpflaster. So etwas Übles habe ich in der zivilisierten Welt lange nicht mehr gesehen. Ich will mein MTB!!! Aber es hilft ja nichts. Da kein Gegenverkehr kommt und der Sandstreifen von Fahrern besetzt ist, welche wohl keinem egogerechten Schnitt hinter herjagen, wählen wir die Kuppe der Straße. Rechts und links ragen die Steine zum Teil 4 – 5 cm aus der Straßendecke. Aber egal. Die Nokonzüge knallen gegen die Carbonrahmen und die Flaschen zittern in der Halterung, als wir mit überhöhter Geschwindigkeit über das Pflaster knallen. Glücklicherweis haben wir bald den führenden Fahrer der Gruppe passiert, so das auch wir im Dreck neben der Straße pedalieren dürfen. Welch eine Wohltat. Nach diesem Abschnitt wird erstmal mit den Trinkflaschen angestoßen und die 200 Kilometermarke ein wenig gefeiert. Ich trenne mich nun entgültig vom Kirschgesöff, indem ich die Flasche kurzerhand auskippe. Was soll ich das Zeug mitschleppen, wenn ich es eh nicht trinke geht mir durch den Kopf.

Wir erreichen die Stadtgrenze von Hamburg. Irgendwie werden die Autofahrer nervöser und die Ampeln immer roter. Der Schnitt ist wohl dahin. Dann kommt das Schild, welches die letzten fünf Kilometer verkündet. Wahrscheinlich die längsten 5 Km, die ich je gefahren bin. Der Mist will einfach kein Ende nehmen. Ich habe nun schon 7 Km auf dem Tacho, mittlerweile starre ich nun übrigens mind. 100 mal in der Minute auf das graue Gerät. Wir glauben, in dieser Gegend noch nie gewesen zu sein.

Dann kommt endlich wieder ein Schild. Noch 1 Kilometer bis zum Ziel. Die Erleichterung ist schon da gewesen. Dann geht es um eine Kurve und endlich, ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, es geht wieder bergauf. Warum weis ich nicht, aber wir sind den letzten Berg mit Vollzeug bergauf im Wiegtritt gefahren. Naja, bis zur hälfte ging es.

Bei Kilometer 210,39 ist nach 7:11:53 Stunden Fahrzeit Schluß. Der Schnitt liegt bei 29,66 km/h. Wir hätten wohl noch ein paar Kilometer gebraucht, um auf 30 km/h zukommen. Aber egal. Ich bin super zufrieden und hole mir die Glasplakette für Finisher ab. Sebastian und ich lassen noch mal die Strecke mit den Schotterpassagen, den Kopfsteinpflasterstücken und den Erhebungen Revue passieren und gehen schließlich unserer Wege, nachdem kurze Zeit später auch Sigi im Ziel eingetroffen ist.

Ich fürchte, in Översee beim zweiten Bikeschieb werde ich wieder am Start sein.

Jens

P.S.: Man kann mit einem harten Carbonrad, ebensolchen Laufrädern und einem Nichts von einem Sattel einen Radmarathon fahren. Wie ich sehen konnte, ist man nicht mal allein mit der Idee.
Benutzeravatar
K.H.Peers
Beiträge: 662
Registriert: So Jan 18, 2004 17:16

Beitrag von K.H.Peers »

Ja Jens, nur die "Harten komm`n in Garten " Ich bin mal, weil mir das Rennrad zu hart war, solche Strecken mit dem Fully gefahren, hat auch so seine Nachteile !! Aber wir
können ja wählen, und dürfen das bei RTF`s sogar.
Benutzeravatar
David
Vereinsmitglied
Beiträge: 1192
Registriert: Do Feb 19, 2004 23:52

Beitrag von David »

Herzlichen gluckwunsch Jens!!! Sei getrost das erste tut am meisten weh. Ich freue mich schon auf Oeversee.
Carsten

Beitrag von Carsten »

Hut ab, tolle Leistung !
Der erste MTBler der MTB Sparte der einen RTF Marathon gefahren hat !
Dein EGO muss reichlich groß gewesen sein, dann immer noch den 30 km/h Schnitt zu erreichen ! Leider hats nicht ganz gereicht !
Bin begeistert ! Wirklich :prost:
:bounce: :bounce2: :bounce: :bounce2: :bounce:
Benutzeravatar
Chriz
Beiträge: 354
Registriert: Di Feb 03, 2004 18:05
Kontaktdaten:

Beitrag von Chriz »

Hi Jens,

ich verneige mich vor Dir! :pray: Scheint ja eine echt coole Veranstaltung gewesen zu sein und mit "Basti" hast Du wohl einen der nettesten Oldesloer getroffen, die ich kenne.

Bei einer der nächsten Veranstaltungen bin ich mit dabei, VERSPROCHEN! :shock: :shock:

Bis denne, Chriz 8)
Antworten