07.08.05 Holsteiner Wellenritt 7. Bikeschieberei Nordcup

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Jens

07.08.05 Holsteiner Wellenritt 7. Bikeschieberei Nordcup

Beitrag von Jens »

Der letzte Nordcup-Marathon fand am 07.08.05 in Bad Segeberg statt. Schon im Vorfeld trieb dieses Unternehmen die Materialfüchse an die Grenzen der seelischen Belastbarkeit. Wie der Name „Holsteiner Wellenritt“ ja schon vermuten lässt, ging es auf der Route ganz schön rauf und runter. Leichte Laufräder und ebensolche Reifen wären folglich eine gute Wahl gewesen. Jedoch machte das Wetter einen fetten Strich durch die Leichtbaurechnung. Regen, immer wieder Regen in der Vorwoche hatte meine Wahl doch sehr in Richtung Pannensicherheit hin gedrückt. Ich nahm also meine Mavic Cosmic Lieblingslaufräder und einen Satz Schwalbe Stelvio Plus mit auf die Reise nach Segeberg. Der Stelvio Plus ist der neue verstärkte Antiplattreifen von Schwalbe, der aber erst nach einem Check auf der Waage den Weg an mein Rad fand. Gegenüber einem herkömmlichen Conti Grand Prix Draht mit 305 Gramm schlug der Schwalbe mit nur 317 Gramm zu buche. Kein Problem also das Teil zu fahren.
Im weiteren schrieb ich mir auf einen kleinen Zettel die Abstände zwischen den einzelnen Kontrollen heraus, um jederzeit im Bilde zu sein. Der Zettel wurde dann auf den Vorbau meines Renners geklebt. Der Marathon konnte kommen, ich war soweit.

Morgens um 5.30 Uhr klingelte dann der Wecker. Die ganze Nacht durch hatte es kräftig geschüttet und ich hatte absolut keine Lust auf Radfahren. Schnell war das Telefon gefunden und Kollege Felix am anderen Ende der Leitung. Mir wurde schnell klar gemacht, dass es kein zurück mehr gebe und ich unbedingt über 1000 Marathonkilometer in diesem Jahr fahren wolle. Also auf nach Bad Segeberg.

Immerhin war es trocken, wenn auch lausig kalt. Wir rollten also mit allerlei Zeug an den Start. ¾ Hose, Windweste und Regenjacke im Trikot und Überschuhen an den Füssen. Wir waren gerüstet. Es wie immer - in der ersten Reihe kam auch meine Lust aufs Rennradfahren wieder und hielt auch die ganzen 214,97 Kilometer über an.

Der Plan war es, es von Anfang an richtig krachen zu lassen und in der ersten Gruppe zu fahren. Na ja, eigentlich war dies nur der Plan von Felix, aber ich folgte meinem „Anfahrer“ willenlos. Aus Segeberg heraus wurden wir noch geführt, bevor dann der eigentliche Start kurz hinter Klein Rönau fliegend erfolgte. Sofort ging ein Kerl mit Tri-Aufsatz in Führung und erhöhte das Tempo. Ein zweiter Fahrer folgte, dann blickte sich Felix um, ich nickte und wir gingen mit. Gefahren wurde ab jetzt nur noch in Einerreihe. Das Tempo schnellte nochmals nach oben und die Gruppe wurde immer kleiner. Einen Hauptteil der Arbeit leisteten die Mannen von ABC Wesseln mit uns und ein paar anderen Fahrern zusammen. Wie immer fuhren aber nicht alle mit in der Führung und ich glaube, dass kostete mich mehr als das ein oder andere Korn. In der Ebene mit 50 Sachen mitzufahren, auch an erster Stelle, war kein Problem, aber die vielen kleinen Wellen gingen ganz schön in die Beine. Vor allem weil das Tempo ja nicht wirklich herausgenommen wurde. Am Berg fuhr man dann halt so um die 45 km/h. Bei Kilometer 36 ließ ich dann gut 1000 Meter vor der ersten Versorgung abreißen. Wirklich viele Fahrer waren aber auch nicht mehr übrig. Ich denke, so 15 Fahrer machten sich nach der Versorgung als Führungsgruppe wieder auf den Weg.

Felix und ich waren dankbar für die Erfahrung, mal in der Spitzengruppe gefahren zu sein, aber zumindest mir reichte es nun. Felix hätte wohl noch länger mithalten können oder wäre unter Umständen gar der Erste in Segeberg gewesen. Da es aber keine Wertung gab und wir zusammen Spaß haben wollten, rollten wir zu zweit weiter, als sich herausstellte, dass die nächste Gruppe hinter uns sich doch erheblich mehr Zeit ließ und wir somit noch länger an der Verpflegung hätten waren müssen.

Kurz nach dieser Verpflegung in Schlamersdorf fanden wir einen Mitstreiter, der mit uns das Teil zuende brachte. Auf dem ersten kurzen Kopfsteinpflasterstück büßte ich eine Trinkflasche ein. Mein Flaschenhalter war wohl nicht auf Volldampf bei üblem Gerüttel gefasst gewesen. Zum Glück merkte Felix aber was Sache war und spielte kurz entschlossen den Wasserträger. Danke.

Mittlerweile machte der Marathon seiner Bezeichnung als Wellenritt alle Ehre. Es ging wirklich immer rauf und runter. Kontinuierlich zogen einem die Hügel und sonstigen Erhebungen die Körner aus den Beinen. In Bosau bei Kilometer 67 erfolge dann die zweite Versorgung. Mindestens wieder so reichhaltig und gut organisiert wie die erste Verpflegung gab es hier alles was der Marathonfahrer so braucht. Sogar ein Gespräch mit ein paar Helfern war noch drin, denn es kam einfach keine Gruppe hinter uns und wir suchten doch Anschluss. Die Gewissheit, dass wir wohl zu Dritt bleiben würden, folgte bei einem Blick auf den Tacho. Wir hatten immer noch einen Schnitt von gut und gern 36 km/h trotz der welligen Stecke. Da hat es wohl auch eine Gruppe schwer heranzukommen. Es ging folglich als Trio weiter voran.

Bis zur Kontrolle 3 in Seekamp bei Kilometer 102 passierte nichts von Bedeutung. Wir blieben zu Dritt und sahen keine anderen Marathonfahrer. Weder das einer zurückfiel noch das jemand aufschloss. Lediglich ein paar Horden RTFler kamen uns entgegen. An der Verpflegung folgte dann die große Überraschung, es gab was Warmes und zwar schon jetzt. Durch unsere Tempohatz aßen wir also um 10.40 Uhr Mittag. So früh gibt es so was nicht mal beim Bund oder im Altenheim. Dementsprechend orientierungslos stapften Felix und ich wohl durch die Verpflegungsstation. Erst als unserer dritter Mann mit leckerer Gemüsesuppe inkl. Nudeln an einen Tisch ging, taten wir es ihm gleich. Köstlich, wenn auch früh aber köstlich!

Nach der Verpflegung, an der wir den Teil der schnellen Gruppe trafen, der warm gegessen hatte, wuchs die Zahl der Fahrer um uns herum auf sechs Leute an. Felix und ich fuhren viel Führung, denn der Rest war wohl schon etwas ermattet. Aber immerhin hatten sie es länger als wir in der ersten Gruppe ausgehalten. Bei Kilometer 117 kam es dann zum Wolkenbruch. Innerhalb weniger 100 Meter waren wir durch und durch nass. Weiterfahren ohne Regenjacke war einfach nicht mehr möglich. Zwei unserer Begleiter stellten sich sogar kurz unter, holten uns aber dann wieder ein. Der Himmel öffnete nun alle seine Schleusen und wir mussten das Tempo merklich verringern, um nicht in den Straßengraben gespült zu werden. Okay, das ist jetzt wohl etwas übertrieben, aber es war echt schlimm. Das Wetter behielt bis kurz vor der 4. Verpflegung bei Km 142 in Lebatz seine schlechte Laune bei. An der Kontrolle war es aber trocken und wir konnten die Regenjacken wieder in den Trikottaschen verstauen. Erstaunlich war, dass die Kontrolle mitten im Wald lag. Um sie zu erreichen galt es ca. 150 Meter schotterigen Waldweg zu überwinden. Ich hatte ja meine „Panzerreifen“ und den anderen ist zum Glück auch nicht passiert.

Nun ging es weiter in Richtung Lübeck. Genauer gesagt fuhren wir durch die Holsteinische Schweiz. Wirklich keiner der noch möglichen Höhenmeter und davon gab es noch eine ganze Menge wurde ausgelassen. Links am Himmel war es stets dunkel und rechts hell und freundlich. Es ist doch jedem klar, in welche Richtung die Straßen, die wir befuhren sich, langsam wanden, oder? Kurs vor Pansdorf war es dann soweit. Wir hatten die dunklen Wollen erreicht und es kam wieder nass von oben herab. Felix zog das Tempo an und wir konnten tatsächlich der Wolke entfliehen. Leider standen wir kurze Zeit später an eine Bahnschranke und die Wolke konnte aufschließen. So schlimm wie bei Km 117 wurde es dann aber doch nicht. Die Strecke wurde nun immer derber, was die Steigungen anging. Dies hatte zur Folge, dass die Leute um uns herum und natürlich auch wir müder wurden.
Dann kam in Krumbek die letzte Verpflegung. Hier erhielt jeder Fahrer 2 Tüten Energie-Gel. Ein toller Service. Der Weg ins Ziel zurück nach Segeberg gestaltete sich nun einfacher. Das schlimmste hatten wir hinter uns. Ich meine, ab Kilometer 205 ging es sogar nur noch herunter und nicht mehr rauf. Die Beine aller Beteiligter waren ganz schön platt. Unterwegs sammelten wir noch einen weiteren Fahrer auf, so dass wir Klein-Rönau mit sieben Mann erreichten.

Zuvor hatten Felix und ich beschlossen, dass Ortsschild von Bad Segeberg als finale Herausforderung im Sprint zu nehmen. Ich war nun bemüht im hinteren Teil der Gruppe zu bleiben, war aber natürlich an vorderster Fron,t als ich das Schild in gut 500 Meter Entfernung ausmachte. Beide Orte gehen fließend in einander über, so dass das Schild recht versteckt war. Ich wählte also schon mal das große Blatt und suchte mir einen Punkt für meinen Angriff. Aus meiner Sicht tat Felix neben mir Ähnliches. Es sollte also hart werden. Ich wählte hinten nochmals ein kleineres Ritzel und stürmte los. Felix hatte nach eigenen Angaben gerade etwas geträumt und das Schild erst gesehen, als ich bereits antrat. Sorry, aber das Schild war meins. Alle anderen haben sich wahrscheinlich an den Kopf gefasst, warum man nach 213 Kilometern noch ein OS-Sprint fahren muss, aber so ist das nun mal, das Leben ist wohl doch kein Wunschkonzert.

Im Ziel verstauten wir die Räder und stärkten uns am Kuchenbüfett und auch die ein oder andere Grillwurst fand ihren Weg ins blaue Trikot.

Unser Schnitt lag bei 32,4 km/h. Eigentlich wollte ich die 33 schon erreichen, aber für diesen anspruchsvollen Kurs geht der Schnitt in Ordnung. Wir sind so ca. auf Platz 20 ins Ziel gekommen und können damit ganz zufrieden sein.

Jens
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