Projekt Retro-Direct

Diskussionen rund um das Material

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Jörn

Beitrag von Jörn »

Wenn der jetzige Vorbau aus Alu ist könnte ich Dir den glasstrahlen.
Polieren müsstest Du allerdings selber ... :D

MfG Jörn
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ArminQ
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Beitrag von ArminQ »

Moin

das Rad ist inzwischen rollfähig. Das Hinterrad wurde mit einer Mavic Open Pro aufgebaut, in der Gabel steckt vorläufig noch das alte Vorderrad. Ich muss mir noch eine alte Campa-VR-Nabe besorgen, dann wir das VR ebenfalls mit der Open Pro aufgebaut. Die Open Pro in silber passt aus dem derzeitigen Felgenangebot am besten zu einem Oldtimer finde ich.

Die Probefahrt blieb bisher auf die kleine Strasse vor unserem Haus beschränkt. Ja, was soll ich sagen. Das Ding ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Mit Klickpedalen möchte ich vorerst nicht fahren, die Kurbel ist sozusagen fix wie bei einem Fixie, mit der Ausnahme das es einen Bikeschieb hat. Etwas ungewohnt auch, das Rad kann nicht rückwärts rollen. Das hat natürlich auf die Fahrt keinen Einfluss, aber beim Absteigen, Rangieren oder Hantieren mit den Rad ist das schon etwas gewöhnungsbedürftig. Das Rückwärtstreten ist gar nicht so schwer, wenn das Gehirn sich erst mal darauf eingestellt hat. Aber bei jeder Gelegenheit, wie kurzes Innenhalten bei Pedalieren oder in engen Kurven, schlägt die Gewohnheit wieder zu und man tritt vorwärts in den hohen Gang.
Der hohe Gang läuft noch nicht optimal, die Kettenführung sit noch zu schräg. Die Position der Umlenkrolle muss verändert werden. Dazu werde ich eine neue Rollenführung einbauen, die am Innenlager befestigt ist. Auch das Innenlager wird noch von 115mm auf ca.107mm aumgebaut.
Das 22er Ritzel das von links auf das linke 16er Ritzel geschraubt ist, wird rechts vom Ritzel angelegt. So kommt die Kettenführung etwas enger zusammen. Die Freilaufritzel bauen leider sehr breit. Ich denke das das Rad dann einsatzfähig ist, wenn alle Stricke reisen kann es immer noch ein Singlespeed werden. Dann jedoch mit 17er oder 18er Ritzel.
Einen weissen Concor-Sattel (wie auf meinen anderen Rädern) habe ich bekommen, nun fehlt noch der Vorbau, die Campa, VR-Nabe und eine neue Ketttenführung. Jörn, danke für das Angebot bezüglich Sandstrahlen des Vorbaus, aber dazu ist der schwarze dann doch zu schade (gut erhalten und selten) und das Polieren möchte ich mir nicht antun, ich schraub lieber ;-)

Viele Grüße
Armin

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AG
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Beitrag von AG »

Moin Armin,

ich habe noch einen alten 3TTT Vorbau rumliegen.
Ich werde ihn beim nächsten Clubabend mal mitbringen.
Farbe ist allerdings nicht silber, sondern ein leichtes "Titan".
Ich habe auch noch schöne ,105er glaub ich, Rennradbremshebel mit weißen Gummis.

Kannst ja mal angucken.

Gruß Arne
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Arne

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ArminQ
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Beitrag von ArminQ »

Moin Arne

hört sich gut an. Er sollte 22,4mm Durchmesser haben, und ein Lenkerklemmmass von 26mm (oder 25,8).

Die Hebel wäre auch gut, ich habe nur verschrammte dunkelgraue 600er und die weisen Gummis bekomme ich nicht mehr sauber.

Bis zum Clubabend ist noch eine Weile hin, vielleicht können wir einen Treffpunkt vereinbaren.

Ich möchte auch gerne mal wieder am Sonntag mitfahren, jetzt wo ein Fully da ist. Am 18. eventuell nach Eutin?

Gruß
Armin
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AG
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Beitrag von AG »

Hmmm,

evntl. könnten wir uns am Donnerstag kurz vor der Abfahrt um 17:30Uhr vor Bike Orange treffen?
Oder ich hinterlege die Teile bei Baumi zu Hause?

Gruß Arne
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Arne

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ArminQ
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Beitrag von ArminQ »

Hallo Arne
AG hat geschrieben: evntl. könnten wir uns am Donnerstag kurz vor der Abfahrt um 17:30Uhr vor Bike Orange treffen?
Gruß Arne
Gute Idee, ich komme kurz vor der Abfahrt bei Bike Orange vorbei, liegt eh fast auf dem Heimweg.

Viele Grüße
Armin
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ArminQ
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Beitrag von ArminQ »

Hallo Freunde der Radbaukunst, hier nun mein zusammenfassender und abschliessender Bericht zu meinem neuen und somit 6ten Rad, das ab heute einsatzklar ist:

Retrodirect - mein Winterbastel-Spassprojekt

Zwei Tage vor dem Start von Paris-Brest-Paris 2007, gingen Thies und ich abends im kleinen Biergarten unseres Campingplatzes ein Bier trinken. Neben uns hockten ein Dutzend Briten, die sich angeregt mit einem komischen Kauz unterhielten. Er hatte merkwürdige Kleidung an, so wie man sich etwa die französischen Freizeitradfahrer kurz nach der (vorletzten) Jahrhundertwende vorstellt. Außerdem hatte er ein Uraltfahrrad dabei, das neben uns an einem Sonnenschirmständer lehnte. Wir wunderten uns erst ein wenig, weil am Lenker zwei lange Zöpfe mit Zwiebeln und Knoblauch baumelten. Ansonsten war an dem Rad alles schön original, selbst das schicke Lederköfferchen auf dem Gepäckträger war offensichtlich so alt wie das Rad selbst.
Das Rad erweckte unsere Aufmerksamkeit erneut, als der Besitzer aufstand und seinen Gesprächspartnern den Kettenantrieb vorführe.
Ich dachte ich sehe nicht recht, egal wie herum er die Kurbel drehte, das Hinterrad drehte sich vorwärts! Ungläubig schaute ich diesen Antrieb dann immer wieder an, so ganz verstanden wie das nun funktioniert hatten Thies und ich das an dem Abend allerdings noch nicht. Unsere Gedanken waren auch mehr auf die bevorstehende lange Tour gerichtet, bei der wir zum ersten Mal starteten. Eins war für uns aber klar, dass dieser merkwürdige Kauz hier nur einen auf Show macht, und mit diesem Oldtimer mit Sicherheit nicht die 1227km in Angriff nehmen wird. Am nächsten Morgen sah ich ihn dann mit einem modernen Rennrad-Laufrad über den Platz bikeschieben - allerdings wieder in der gleichen Kluft.
Nachmittag sahen wir ihn dann bei der Anmeldung und zur Ausgabe der Startunterlagen wieder, am Rad baule inzwischen eine Rahmennummer, die Zwiebelzöpfe baumelten immer noch links am Lenker. Ich erfuhr dass es sich um den Briten Drew Bucks handelt, der mittlerweile das fünfte Mal bei PBP teilnahm, vom Rennrad bis zum Tandem, jedes mal mit einem anderen Fahrradtyp. Zu seiner fünften Teilnahme wollte er nun als klassischer französischer Randonneur starten, mit einem Originalrad von 1914, das zudem ein seltenes Exemplar eines damaligen „Retrodirect“ war.

Ein „Retrodirect“ ist ein altes Gangschaltungsprinzip, dass in Frankreich in den 20ern auftauchte, sich aber nicht durchsetzen konnte und schnell wieder verschwand. Es handelt sich im weitesten Sinne um ein Singlespeedrad, das keine Gangschaltung besitzt, und daher im Prinzip nur mit einem Gang gefahren werden kann. Durch den Einsatz zweier parallellaufender unterschiedlich großer Freilaufritzel und einer unteren Kettenumlenkung, ist es möglich, dass man beim Rückwärtstreten eine andere Übersetzung fährt, die dann z.B. bei starken Steigungen für weniger Krafteinsatz sorgen kann. Das Problem ist nur, man muss „rückwärts“ treten um vorwärts zu fahren....

Obwohl es bei PBP2007 wohl wegen der schlechten Wetterbedingungen zur höchsten Ausfallrate in der Geschichte von PBP kam, Drew Bucks und sein Retrodirect schafften die Prüfung innerhalb des Zeitlimits. Da ich selbst weiß wie hart diese Tour schon mit modernen Materialen war, hat Drew meinen größten Respekt!

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Und noch etwas hat Drew in mir ausgelöst. Dieses Rad, genauer gesagt dieses Retrodirect-Prinzip ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Der Habenwillimpuls war so stark, dass ich mich im Internet auf die Suche machte. Ich fand nicht viel, aber das was ich fand reichte schon aus, dass sich bei mir dann so nach und nach einige Dinge einfanden wie zum Beispiel alter Basso-Stahlrahmen, Freilaufritzel, und Gewindenaben.

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Den Trick zur Anordnung zweier Freilaufritzel auf eine Gewindenabe, die normalerweise für einen Schraubkranz gedacht ist, fand ich wieder ihm Internet. Ein Australier beschrieb, wie er das innere Freilaufritzel mittels eines Zwischenrings nur soweit auf das Nabengewinde schraubte, dass auf der anderen Seite noch eine Gewindeverlängerung in das innere Ritzel eingeschraubt werden konnte. Auf diese Gewindeverlängerung konnte nun das äußere Ritzel aufgeschraubt werden. Zum Glück hat die Gewindenabe ein BSC-Gewinde mit 1,37‘x24tpi. Als Gewindeverlängerung konnte ich daher eine BSC-Innenlagerschale von Miche verwenden.

Zur Anmerkung: BSC = British Cycle Standard, weit aus verbreiteter und falsch ist die Bezeichnung BSA, welche eine Firma ist die nach BSC-Norm baute).

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Ebenfalls aus Quellen im Internet erfuhr ich, dass 1/8“ Ketten, wie sie oft bei Singlespeed Rädern verwendet werden, zu steif für die leicht versetzte Kettenführung sind. Viel besser sind die flexiblen 3/32“ Schaltungsketten geeignet, wie sie bei 6-8fach Schaltungen zum Einsatz kommen. Bis auf die Gewindenabe, die ich als gebraucht bei Ebay ersteigerte, sind das also alles handelsübliche Sachen. Als Freilaufritzel verwendete ich die ganz billigen Dicta-Ritzel. Leider gibt es für 3/32“ nur eine begrenzte Auswahl an Ritzelgrößen, wenn man nicht auf die sündhaft teuren Withe-Ritzel ausweichen möchte. Das kleinste Ritzel für BSC-Gewinde ist das 16er. Alles darunter hat schon das kleinere FlipFlop Gewinde. Aber 42/16 kann ich mir für den Versuch schon ganz gut als Standard-Vorwärtstretgang vorstellen. Notfalls kann das Kettenblatt auf 44 oder 46 vergrößert werden. Problematisch war die Größe für das große Ritzel. Also für den Rückwärtstritt-Berggang. Da war bei 19 Zähnen Schluss. Die Rettung kam wieder aus dem Internet. Hier wurde gezeigt, wie man auf ein 16er Ritzel ein 22er Kettenblatt (Shimano-Vierarm) mittels Kettenblattschrauben fixieren kann. Etwas Schleifarbeit ist allerdings noch notwendig, denn die Zapfen für die Schraubenlöcher müssen am Kettenblatt etwas kürzer geschliffen werden. Das war aber mit einer Standbohrmaschine und kleinem Schleifstein schnell erledigt. Jegliche Versuche dies mit einer Handfeile zu erledigen sind zuvor hoffnungslos gescheitert.
So habe ich also zwei Gänge 42/16 und 42/22.

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Das nächste zu lösende Problem war die Befestigung der unteren Kettenumlenkrolle. Und dieses Mal zeigten mir die verschiedenen Lösungen in Internet, dass genau hier das Problem liegt. Keine der vorgestellten Lösungen schien mir so richtig ausgereift zu sein, und waren eher für das Foto optimal. Hier tüftelte und improvisierte ich lange herum. Kleine Kettenführungen die mittels Schelle an der Kettenstrebe befestigt waren, verschiedene Positionen, und mittels starker Feder befestige Rollen. Die ersten Versuche waren nicht mal halbwegs zufriedenstellend. Dann kaufte ich mir eine Downhill-Kettenführung, die mit der Gewindehülse des Innenlagers fixiert wurde. Statt dem Führungsröllchen montierte ich eine Schaltungrolle. Mit dieser Anordnung konnte ich erstmals ohne Störungen fahren. Das Umlenkröllchen saß weit vorne, fast unter dem Innenlager, die Kettenline verlief sehr zufriedenstellend. Allerdings umfasste die Kettenlänge über das Eineinhalbfache einer normalen Schaltungskettenlänge. Schon bei geringem Dehnen geht die Spannung aus der Kette und die Kettenführung arbeitet nicht mehr zuverlässig. Das Rad sollte mehr werden als nur eine Spielerei. Meine Leidenschaft sind Langdistanzen, und da ist zuverlässiges Material nun mal sehr wichtig. Auch dieses Rad soll einwandfrei funktionieren. Die Idee ließ nicht lange auf sich warten, ein SSP-Kettenspanner mit kräftiger Feder wurde gekauft. Allerdings wollte ich ihn nicht hinten am Schaltungsauge befestigen, denn eine zweite Rolle an einem „schaltungsfreien Rad“ wollte ich nicht. Also habe ich ein Stahlblech angefertigt, das wie zuvor die MTB-Kettenführung an der rechten Gewindehülse des Innenlagers befestigt wurde. An dieses kurze Blech wurde ein Schaltungsauge geschraubt und daran der Kettenspanner befestigt. Das Ganze passte perfekt. Diese Anordnung erfüllte somit gleich zwei Zwecke, also die Umlenkung mit gleichzeitiger Spannung der Kette.

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Die ersten kurzen Ausfahren betrugen nur je 5 und 10 km, technisch funktionierte aber alles tadellos. Im Prinzip ist es wie mit einem Singlespeed zu fahren, nur dass man eine Option für steile Anstiege hat. Körperlich ist es nicht so schwer rückwärts zu treten, der Kopf hat da eher seine Probleme. Nach jedem Innehalten beim Kurbeln, will ich grundsätzlich vorwärts weiter treten. Probleme bereiten mir vor allem engen Wendungen, die kann ich rückwärts tretend überhaupt nicht bewältigen. Als Pedale sind derzeit Wendeklickpedale montiert, weil ich in einigen Situationen noch etwas Muffensausen mit dieser Kiste habe.

Ein kleiner Video: http://www.youtube.com/watch?v=DT-2H_aWrkg

Und wie geht es weiter? Zunächst will ich das Rad bei täglichen Fahrten zur Arbeit etwas erproben. Bei Paris-Brest-Paris in 2011 werde ich das Retrodirect bestimmt nicht einsetzen. Aber vielleicht bei so etwas wie der Vätternrundan im nächsten Jahr. Die eine Steigung bei Medivi werde ich dann rückwärts kurbelnd hochfahren :-)

Viele Grüße
Armin
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