Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Wo und wann ist was? Wie Komme ich hin?

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Steffi
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Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Steffi »

"Audax Randonneurs Allemagne (ARA) ist ein offener Zusammenschluss für alle, die Freude am sportlich orientierten und gemeinschaftlichen Radfahren haben. Aus Begeisterung für die geniale Einfachheit des Radfahrens organisieren wir deutschlandweit Langstrecken von 200 bis 1200 Kilometer."

So steht es auf der Homepage des ARA. Als deutsche Organisation vom Audax Club Paris (ACP) ist der ARA autorisiert, Brevets Randonneurs Mondiaux (BRM - kurz: „Brevets“) nach den ACP- bzw. RM-Regeln zu organisieren. Alle ARA-Brevets werden vom ACP homologiert und ermöglichen u.a. die Teilnahme an Paris-Brest-Paris Randonneur, „dem“ bedeutenden Ziel aller Randonneure. Neben Paris-Brest-Paris, London-Edinburgh-London, der Bayern-Rundfahrt etc. werden verschiedene Langstreckenfahrten nicht nur deutschlandweit, sondern durch die dem Randonneurs Mondiaux angeschlossenen Organisationen auch weltweit angeboten.
Ich möchte in diesem Jahr einen dieser Superbrevets fahren. Um jedoch an einem solchen Superbrevet (1000km+) teilnehmen zu können, muss ich mich erst durch die Teilnahme an einer Brevetserie des ARA (200km, 300km, 400km und 600km) qualifizieren. Startschuss für mich ist am Samstag, 4.3.2017. Dann startet die Brevetserie des ARA Schleswig-Holstein in Kiel mit einem schönen 200er.

Weiter geht es dann am 18.02.2017 mit dem 300er, am 01.04.2017 mit dem 400er (beide jeweils von Kiel aus) und am 27.05.2017 von Hamburg aus mit dem 600er. Das wird mein erster 600er überhaupt...

Da ich aber viele, viele, viele Kilometer mehr fahren muss, werde ich am 29.04.2017 am "Flèche Allemagne" teilnehmen. Das ist eine deutschlandweite Sternfahrt zur Wartburg, ebenfalls organisiert vom ARA. Hier gilt es im Team von 3-5 Fahrern eine Mindeststrecke von 360 km innerhalb von 24 Stunden zur Wartburg zu fahren. Wir werden ab Norderstedt starten. Alle Fahrer aus allen erdenklichen Ecken Deutschlands werden zeitgleich oben auf der Wartburg ankommen. Ich denke, das wird ein Megaevent und bin ganz gespannt.

Ich hoffe, ich schaffe das alles so wie ich mir das vorstelle und kann dann im Spätsommer an den Start des eigenlichen Events gehen. Um welche Tour es da genau geht, verrate ich jetzt noch nicht. Erstmal sehen, wie ich so durch die Saison komme. Ich werde berichten.

VG Steffi
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Sven
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Sven »

Hey Steffi, geile Aktion....Du meinst aber sicher den 18.03. mit dem 300er, oder?

Leider hab ich ganz andere Ziele dieses Jahr, sonst wäre ich mal einen 200er mitgefahren mit Dir aber vielleicht klappt ja auch mal so eine Runde. Ich werde ab MItte März eher 2-3 Stunden Rennrad Intervall und mit einem anschliessenden Läufchen in Angriff nehmen, denn mein Tag X ist der 9. Juli...meine erste Mitteldistanz/Halb-Ironman gleich um die Ecke in Damp. Da muss man früh anfangen, denn das Eisen muss man bekanntlich ja im Winter schmieden.

Für mich ist das total spannend nach unzähligen Olympischen, Sprint und Volksdistanzen, 10km-Läufen, diversen Duathlon und Halbmarathons.

Für die Distanz "2-90-21,5km" trainier ich deshalb jetzt schon seit Mitte Januar gezielt nach Plan und die ersten Tests sind 2 Vorbereitungswettkämpfe in Eutin und Heiligenhafen Ende Juni. Nach Kiel-Triathlon OD im August ist dann erst Mal alles just for fun....bis dahin muss ich erst mal ziemlich regelmässig sçhwimmen, L'aufen, kurbeln...

...Spätsommer denke ich mir bei Dir mal Paris - Hamburg, oder? :wink: ..krasses Ding!

Bis Sonntag! :prost:

LG
Sven
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Martin
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Martin »

Hi Steffi, auf jeden Fall erst einmal meinen riesen :respekt:

Mich reizen leider die Rennrad Kilometer nicht so sonderlich (und glücklicherweise ist mein Rennrad "aushäusig" :mrgreen: ), ansonsten wäre ich sicherlich bei der einen oder anderen Tour dabei gewesen.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg und Spaß!

Gruß, Martin
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Steffi
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Steffi »

Die erste von 4 Qualifikationstouren ist geschafft! Ging es die letzten Jahre noch nach Kappeln und zurück, überraschte Stefan zumindest mich mit einer Tour durch die schöne Holsteinische Schweiz.

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Traumhaft. Nicht nur, dass wir Glück mit dem Wetter hatten (es war zwar kalt und windig, aber es blieb trocken und gegen Nachmittag kam auch mal die Sonne raus), die Holsteinische Schweiz ist landschaftlich und streckenmäßig einfach toll. Viele Kurven, viele Höhenmeter. Mit gut 1.300 hm auf 206 km hatte es die Tour schon in sich :berg . Vor allem, da es der erste Marathon für mich in diesem Jahr war und der ist ja bekanntlich der schwerste. Auf den letzten 60 km habe ich auch die Kälte und den Wind deutlich gespürt. So legten wir in Howacht dann auch eine etwas längere Kuchen-Currywurst-Pause ein (ich war standhaft! Für mich gab´s nur ein Kännchen Kaffee und den Rest von Angies Kuchen... :roll: )

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Gefahren bin ich mit dem Großteil meines Flèche-Allemagne-Teams. Natürlich mit Angelika, dann Roland aus Bordesholm und Martin, unserem Kapitän, von der RG Eckernförde. Wir kannten uns vorher nicht, haben uns sozusagen extra zum Flèche zusammengefunden. So bot sich diese Tour natürlich zum Kennenlernen förmlich an. Und es ganz gut geklappt. Wir haben uns aber nachher doch getrennt. Angelika und ich haben die Jungs vorgeschickt und sind dann die letzten 30 km allein weiter. Das war auch gut so. Ich war ganz schön platt.

So, nun noch die groben Daten:

206 km, 1.300 hm, 8 h netto (wir waren aber erst nach 9,5h drin... 1,5h Pause!!! :shock: Das geht ja gar nicht.... Daran müssen wir aber noch arbeiten. Weniger Currywurst und weniger Kuchen bitte!!)

Am 18.03.2017 ist dann die 2. Qualifikationstour. 300 km sind zu fahren. Das habe ich schon einige Male gemacht, wird aber trotzdem super anstrengend und bestimmt auch etwas später :wink:

VG Steffi
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Steffi
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Steffi »

2. L-a-u-f der ARA Quali am 18.03.2017. Es gab einen schicken 300er! Oder: Von der (Tor)Tour und „ich steh auf diese Gummiüberzieher“

Um 7:30 Uhr kam ich am Startpunkt des 300ers in Wellingdorf an. 24 „junge“ Recken, darunter nur 2 Frauen…, haben hier zusammengefunden, um den 2. Brevet des ARA Schleswig Holstein zu fahren. Ich bin ja schon mehrere 300er gefahren und ich dachte, der im letzten Jahr von HH aus wäre schon hart gewesen. Am Samstag wurde uns aber alles abverlangt und nichts geschenkt.

Bei Niesel und ordentlich Wind aus NNW ging es zunächst südwestlich nach Hohenwestedt zur ersten Stempelkontrolle. Südwestlich! Von wo genau kam nochmal der Wind? Ah ja… Aus Westen :| Zum Glück hörte der Regen auf und die Sonne kam raus. Das waren schon einmal die ersten 62 km stramm gegen Wind. Die weitere Tour konnte ja noch heiter werden. Zum Glück hatte ich kurz nach dem Start noch einen meiner Fléche-Teammitglieder mit Platten aufgelesen und war dann nicht ganz allein.

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Fähre in Oldenbüttel. Hier hatte ich noch gut lachen.

Weiter ging es über Jübek und Översee (ja immer schön nach Norden, wo der Wind ordentlich von der Seite drückt) zum nördlichsten Punkt nach Glücksburg. 180 km bis hier hin. Gebraucht haben wir 12(!!) Stunden. 12 Stunden für nicht mal 200 km! Geht ja gar nicht. Aber mehr ging nicht. Eigentlich wollte ich in Glücksburg Pause machen und Mittag essen. Nun, es wurde dann doch etwas später als gedacht und Mittag viel aus. Ich hatte ja auch in Jübek schon einen Kaffee und etwas Gebäck in der örtlichen Bäckerei.

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Es gab lecker Apfeltasche. Und natürlich Kaffee.

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So mancher Anblick entschädigt einfach für jegliche Strapazen (hier Schloss Glücksburg)

Endlich ging es dann Richtung Süden, sodass wir tatsächlich einige Passagen mit dem Wind fahren durften und die Reisegeschwindigkeit auch mal bei 30+ lag. Das riss den Schnitt von vorher 21,5 km/h dann auf insgesamt 21,6 km/h ordentlich in die Höhe :roll: Bei km 217 erreichten wir dann Kappeln. Mittlerweile war es dunkel und auch schon ziemlich kalt. Ich konnte meine Körpertemperatur kaum noch halten und bibberte ganz schön. Wir kehrten dann beim örtlichen Amerikaner ein und stärkten uns erst einmal mit Burger und Riesenkaffee.

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Roland, der Windschattengeber, lieh mir dann noch seinen Vliespulli. Der hat mich tatsächlich gerettet und gut über die letzten 100 km gebracht. Richtig froh war ich aber über die Neuanschaffung dieser Gummiüberzieher. Ich hatte nicht nur trockene, sondern zum allerersten Mal auch richtig warme Füße. Warum ich erst jetzt darauf gekommen bin mir solche Dinger zuzulegen, ist mir immer noch ein Rätsel...

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Warm und dicht. Leute, nie mehr ohne Gummi... :mrgreen:

In Schierensee ließ mich Roland dann allein. Er fuhr von dort direkt nach Haus. Das war aber nicht weiter schlimm, waren es ja nur noch etwas über 20 km. Und die liefen erstaunlicherweise richtig gut.

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Merkwürdigerweise haben sich meine Beine gut geschlagen. Nur ein leichtes Muskelbrennen zwischendurch. Auch die Tatsache, dass die vorletzte Kontrolle bei der Aral in Molfsee war und es dann die alte B4 – quasi zu Hause vorbei – lang ging konnte mich mental nicht erschüttern.
Für die vorherigen 300er habe ich meist so zwischen 14 und 15 Stunden gebraucht. Angesichts der Wetterlage und dem Gedanken allein zu fahren, hatte ich mir schon so 16-17 Stunden ausgerechnet. Dass es aber dann doch 19 Stunden werden würden, oha… Um 2:30 Uhr kam ich am Auto an. Um 3:20 Uhr fiel ich dann redlich kaputt mit „Po und Nacken“, aber frisch geduscht ins Bett. Heute geht es mir super. Ich habe zwar noch ein bisschen Körper, der 400er am 01.04. kann aber kommen.

Hier nochmal die Strecke zum angucken:
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VG Steffi
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Sven »

Hey Steffi, sehr krasse Action....Respekt..und ein toller Bericht!!! Irgendwie wäre ich auch gerne mitgefahren, wenn ich nicht schon einen Termin gehabt hätte. :mrgreen:
LG
Sven
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Steffi
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Steffi »

Das kannst du ja immer noch. Nächster ist am 1. April. 400... Na?
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Steffi
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Steffi »

Das war der dritte Streich, doch der vierte folgt.... etwas später :wink:

Am vergangenen Samstag ging es für mich auf den 400er. Mein erster "richtiger" 400er. Ich bin zwar schon 2x 420 km gefahren, aber das war im Rahmen der 24 Stunden von Nortorf. Ganz andere Bedingungen. Immer größere Gruppen und relativ einfache Strecke, die man des Nachts gut fahren kann, da man sie auch blind fahren kann. Wenn man nicht mehr kann, macht man nach jeder Runde (28km) Pause und isst etwas oder ruht sich aus. Dementsprechend ist das Tempo schon recht hoch und die Pausen ausgewogen kurz. Nach spätestens 15 Stunden war ich mit den 400 durch.
Diesmal jedoch kannte ich weder die Strecke, noch wusste ich, ob ich mit den Kontrollpunkten auskommen würde. Und wir waren nur zu zweit. Meine Mitfahrerin kann zwar lange und ausdauernd Radfahren, ist aber technisch sehr unsicher, was sich in der Nacht bemerkbar machte.

Aber nun der Reihe nach:

Am Startort in Wellingdorf trafen ca. 30 Randonneure zusammen. Ich hatte mich vorab mit Angie verabredet. Dies sollte unsere Testfahrt für den Fleche am 29. April werden. Um 7.10 ging es dann endlich los und Stefan schickte uns auf die ausgesprochen schöne Strecke:

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Und wir hatten ja mal so richtig Glück mit dem Wetter! Nach wenigen Kilometern dann aber der erste Zwangsstopp in Schönkirchen. Ich hatte hinten einen Platten. Kein Problem, hatte ich mir doch extra für solche Fälle (ich allein am Straßenrand mit Platten) eine CO2-Kartusche zugelegt. Also "schnell" Schlauch gewechselt, Kartusche angesetzt, entriegelt, Knöpfchen gedrückt und pffffffft...... Man, da muss man ja mit ordentlich Schmackes gegenhalten. Also zweite Kartusche. Zum Glück hatte ich drei mit, dafür aber leider keine Pumpe. Mit der zweite ging es dann besser, aber auch die konnte ich nicht richtig halten, sodass mein Reifen nur semigut aufgepumpt war. Naja, muss auch so gehen. Also weiter zum ersten Boxenstopp nach Breiholz bei km 68.

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Dort ans andere Ufer übergesetzt und beim örtlichen Bäcker Stempel, Brötchen und den ersten Kaffee des Tages geholt. Weiter ging es über Oldenbüttel zurück auf die Südseite des Kanals, Hanerau-Hademarschen, headbangermäßig durch Bild, Itzehoe nach Glückstadt zum zweiten Kontrollpunkt bei km 138.

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Nach dem obligatorischen Stempel an der Tanke habe ich dann den ersten Fehler begangen. Ich wollte zurück zum Marktplatz, um noch einen Kaffee und etwas Gebäck mitzunehmen. Die dortige Pause viel aber leider viel zu lang aus. Angie hatte noch kurz telefoniert, ach und auf Toilette könnte man ja auch nochmal.... Reichen mir die beiden Laugenstangen oder hätte ich gern noch etwas von dem leckeren Gebäck? Dort gab es Kuchen am Stiel!!! Und Torten über Torten! Ich konnte mich nicht sattsehen, ganz abgesehen davon, dass die Zeit nur so verrann und wir dann über eine halbe Stunde dort vertrödelten. Unbewusst natürlich, irgendwie wurden wir nicht fertig. Dann ging es endlich weiter.
An den nächsten Kontrollpunkt 3 in Henstedt-Ulzburg kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß, dass der bei km 181 irgendwo war, aber ich kann mich nicht mal mehr an die Jet-Tankstelle erinnern, an der ich wohl gestempelt hatte. Weg... Krass. Auch beim nachzeichnen der Strecke fällt es mir nicht mehr ein. An K4 allerdings kann ich mich noch sehr gut erinnern. Das war nämlich in Reinfeld (223 km). 17:30 Uhr. Ich hat zwar nicht übermäßig hunger, aber ich muss jetzt etwas anständiges essen. Die Nacht naht und wer weiß wo wir sonst noch etwas ordentliches bekommen. Also ab zum örtlichen Café/Restaurant/was-auch-immer. Dort gab es Burger. Lecker. Mit Süßkartoffeln. Nur schade, dass wir eine geschlagene Stunde (!!) auf unser Essen warten mussten. Fehler Nr. 2! Wir hätten nicht warten sollen, sondern weiterfahren in der Hoffnung, dass wir wenigstens noch irgendwo einen Döner oder eine Currywurst kriegen. Aber nein... Immerhin war er ganz lecker, wenn auch nicht ganz günstig. Um 19 Uhr ging es dann endlich weiter. Angie hatte sich ausgerechnet die 250 km bis 20 Uhr voll zu machen, dann müsste sie nur noch 150 km in der Nacht fahren. Davor hatte sie nämlich richtig schiss. Leider... Ein zwischenzeitliches Telefonat mit ihrer Mutter machte die Sache dann auch nicht besser. Die erzählte ihr nämlich, dass es noch gewittern sollte... Hu...
In Grömit bei Kontrolle 5 und 300 gefahrenen km konnten wir dann auch sehen, dass es weiter nördlich gewitterte. Wir blieben zum Glück verschont. Vom Regen bekamen wir nur ein bisschen Gedröppel mit und das Gewitter ließ nur ab und zu in weiter Ferne den Himmel erhellen.
Aber ab jetzt ging es durch die Nacht. Und die zog sich ganz schön. Beine und Po ging es gut. Den Beinen sogar sehr gut. Allerdings stellte sich jetzt stechender Schulter- und Nackenschmerz ein und ich musste regelmäßiger mal kurz vom Rad. Nur für ein Minütchen. Einmal aus der Position raus. Dann ging es wieder. Ich werde jetzt mal über einen Auflieger nachdenken.
Das Tempo ging ordentlich in die Knie. Es fühlte sich eigentlich gar nicht so langsam an. Aber mein Navi sagte mir 18 km/h, 19 km/h, auch mal 23 km/h. Wir fuhren ja nun auch mitten durch Wagrien. Nicht ganz eben und die Holsteinische Schweiz mit samt Hessenstein wartete ja auch noch auf uns. Dazu muss ich sagen, dass Hügel des Nachts deutlich einfacher zu fahren sind. Man sieht nicht, dass es bergauf geht. Aber man merkt es sofort. Also passenden Gang rein und gleichmäßig weiterkurbeln bis es wieder einfacher geht. Das man die Anstiege nicht sieht, ist gut für den Kopf. Zumindest bei mir.
Aber erst einmal ging es nach Heiligenhafen. Die örtliche Stempelstelle - eine freie Tankstelle - hatte schon zu. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es schon 1:40 uhr war! Schock. Schon so spät? Was bitte haben wir die ganze Zeit gemacht? So viel Zeit vertrödelt. Viel zu viel Zeit! :motz:
Heiligenhafen war tot! Ausgestorben. Nix! Nicht mal eine anständige Hafenkneipe... Was nun? Ich brauche doch einen Nachweis, dass ich dort war. Ah, Polizei! Ein schicker "Polizeistation Heiligenhafen"-Stempel ziert jetzt meine Homologationskarte. "Aber bitte nicht weitersagen", war die Bitte. Nein, versprochen, tue ich nicht. :roll:

Aber nun weiter. Von Heiligenhafen waren es dann auch "nur" noch knappe 80 km bis nach Hause. Ha! Das schaffen wir doch locker. Keinen Zwischenstopp mehr. Wir fahren durch! 3 Stündchen noch. Höchstens! Dann sind wir drin. Nochmal pfffft.... Um 6.20 Uhr habe ich den letzten Stempel in Schönkirchen geholt. 4,5 Stunden für nicht mal 80 km!! Wir haben keine lange Pause mehr eingelegt. Gut, es gab hier und da die ein oder andere Straßensperre aufgrund von fehlendem Asphalt (Angie hat sowas von geflucht. Die ganze Nacht!!), aber genau wegen dieser Straßensperren waren wir teilweise auch ganz allein auf der Straße. Keine Autos. Frischer Asphalt. Traumhaft. Die fehlende Asphaltdecke konnte man gut auf dem Radweg umfahren und wir mussten nur zweimal absteigen um uns durch die Barken zu drücken. Wo also ist die Zeit geblieben??

Zwischenzeitlich bin ich dann ja auch noch ein Jahr älter geworden. Ich bin sozusagen in meinen Geburtstag reingeradelt. Als ich dann zu Hause um die Ecke bog, ergab sich dieses Bild:

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Wie heißt es noch so schön: wenn man Freunde hat.... Ich war so gerührt, ich konnte mir ein Tränchen nicht verdrücken

Um 7:30 Uhr bin ich dann ins Bett gefallen. Um 9:15 Uhr war ich wieder wach. Das hatte ich schon nach dem 300er. Ich konnte einfach nicht schlafen. Das war in diesem Falle aber auch ganz gut so, denn ich hatte ja in meinem Größenwahn zur Geburtstagsfeier geladen und die Gäste sollten um 11 Uhr kommen.

Trotz der Strapazen und der langen Fahrzeit muss ich sagen, war es ein sehr schönes Wochenende. Die nächste große Tour ist dann am 29.4.17. Dann geht es von Norderstedt nach Eisenach auf die Wartburg. Eine bundesweite Sternfahrt auf die ich mich riesig freue.

VG Steffi
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Toto
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Toto »

Puha... was für wahnsinnige Touren! Wie geht das?
Danke für den ausführlichen Bericht und die vielen Bilder.
Ich drücke euch die Daumen für Ende April und Mai!
Ersma
Toto
Ersma...
Sven
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Sven »

Hey Steffi...wow...was für ein krasser Bericht und was für eine krasse Leistung von euch Beiden. Ich bin wirklich beeindruckt.
Ich drück auch die Daumen, dass ihr die nächsten Male wieder gesund durchkommt!
CU
Sven
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Steffi
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Re: Brevetserie des ARA (Audax Randonneurs Allemagne)

Beitrag von Steffi »

BAM!! Die letzte Quali-Tour ist geschafft! :bounce: Zwar habe ich für mich entschlossen nicht mehr in Paris an den Start zu gehen, aber im nächsten Jahr ist HBK (Hamburg-Berlin-Köln-Hamburg) mit 1.500 km. Da ist es ja auch so mal ganz gut, wenn man schon einmal weiß, was sooo ungefähr auf einen zukommen kann. Aber nun erst einmal der Reihe nach.

Start war am 27. 5.17, 8:00 Uhr, an der Jugendherberge „Zum Stintfang“ in HH, direkt an den Landungsbrücken. Sehr schick.

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copyright: Rüdiger Weskamm

Die relative späte Startzeit ließ mich etwas gemütlicher in den Tag starten. So habe ich mich um 6:15 Uhr gut ausgeschlafen auf den Weg nach HH gemacht. Um 7:30 Uhr in HH angekommen, hatte ich sogar Glück und konnte noch einen der wirklich raren Parkplätze vor Ort ergattern. Also ab zur Anmeldung, Startkarte holen, sich bei den Mitfahrern „anmelden“ und ab! Die Frauenquote lässt bei solchen Veranstaltungen sehr zu wünschen übrig. So war ich unter insgesamt 36 Startern die einzige Frau…

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copyright: Rüdiger Weskamm

Gestartet wurde in zwei Gruppen. Claus, als Organisator der ARA Veranstaltungen in Hamburg, entließ um Punkt 8 Uhr die erste Gruppe von 19 Mann. 10 Minuten später wurde dann auch die zweite Gruppe (mit mir) auf die Strecke geschickt. Die ersten Kilometer waren doch recht anstrengend. Gab es doch keine rechte Formation. Es wurde wild von links nach rechts gewechselt. Mal überholt, mal sich überholen lassen. Ich musste mich sogar das ein oder andere Mal belehren lassen, wie man einen 600er „richtig“ fährt. Ein Sportskamerad fragte, ob dies mein erster 600er sei und ich keine Handschuhe hätte (er trug im Übrigen auch keine und war zudem bestimmt mind. 10 Jahre jünger als ich). Ich bräuchte aber dringend welche, das würde ich auch noch merken. Mal ganz ehrlich Junge, was soll ich nun tun? Absteigen?? Oh Männer!! Was stimmt denn da mit euch nicht?? Ich habe ihn doch auch nicht darüber belehren wollen wie man sich in einer Gruppe richtig verhält. Dass man eben nicht einfach überall und nirgendwo fährt, eine vierte oder gar fünfte Reihe – schön in die Gegenfahrbahn rein – aufmacht und wenn dann ein Auto kommt, drängele ich mich irgendwo zwischen die anderen Mitfahrer. Nein, das kann ich mir gerade eben noch so verkneifen. Und so war ich dann auch ganz froh, dass sich diese Gruppe dann nach ca. 50 km auflöste (besagter Sportskamerad viel zurück…). Ich habe eine richtig gute Gruppe erwischt. Auch von der ersten Startgruppe fielen ein paar Fahrer zurück. Nach 150 km erreichten wird dann unseren ersten Kontrollpunkt in Hohwacht. Pause!! Wann bin ich zuletzt 150 km durchgefahren?? Ich glaube, noch nie. Jetzt also erstmal Kaffee und Kuchen beim örtlichen Bäcker sowie Getränke auffüllen und weiter. Meine beiden Mitfahrer Jens und Michael fielen leider zurück. Einer der beiden wurde aufgrund der doch recht warmen Temperaturen und Flüssigkeitsmangel von Krämpfen geplagt. Wie ich später erfuhr hat er in Lübeck abgebrochen.

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copyright: Rüdiger Weskamm; Dieser Sportskamerad hatte bspw. 400g Rohmarzipan dabei :shock: ...und eine Daunenjacke...

Weiter ging es zu acht. Das war nicht nur eine von der Fahrweise her richtig gute Gruppe, es war auch eine persönlich sehr nette Gruppe. Jeder war auf jeden bedacht. Wollte man doch so viele Kilometer wie möglich zusammenbleiben. Also wurde auf jeden geachtet. Sehr, sehr nett. Fast die Hälfte der Strecke führte uns Claus durch Schleswig-Holstein. Von Hohwacht ging es über Heiligenhafen (km 189), weiter nach Dahme (km 211), Schönwalde a. B. (km 237) und Lübeck (km 287). Ein kleiner Abstecher nach Utecht in NWM (km 297) führte uns dann aber bald wieder zurück nach Ratzeburg (Km 308). Eigentlich die schönste Region bei uns zum Rennradfahren. Viele kleine Hügel, Kurven und hier und da ein atemberaubender Blick auf die Ostsee. Mit dem ein oder anderen „Ahhhh“ und „Ohhh“ wurde dann auch mal gehalten um Fotos zu machen (ich habe das irgendwie total verpasst, hoffe aber, dass ich vielleicht noch ein paar Bilder eines Mitfahrers nachreichen kann).

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copyright: Rüdiger Weskamm

Bis hierhin war alles gut. Wir hatten einen akzeptablen Schnitt. Die Wechsel waren gleichmäßig und aufgrund der Gruppengröße hatte man hinten auch nicht so viel damit zu tun, dran zu bleiben. Man konnte sich also auch gut erholen. Ich hatte mir im Vorfeld schon meine Endzeit mit ca. 35 Stunden ausgerechnet. Michael sagte, es wären sogar 30 Stunden drin. Die Gruppe lief aber so gut, es war zwischenzeitlich schon von sub-30 die Rede (geeenau…., wir werden sehen). Für mich wäre das eine Sensation. Der erste 600er unter 30 Stunden! Wow!

In Gresse bei km 344 merkte ich allerdings langsam Müdigkeit in mir aufsteigen. Mittlerweile war es 23 Uhr und ich habe die Nächte vorher auch nur semi gut geschlafen. Der Kontrollpunkt in Gresse war eine Pension. Hier sollte es warmes Essen geben. Fast hätten wir die Pension verpasst. Sie lag zwar mitten an der Landstraße, doch im tiefsten Dunkel. Auch gab es keine Schilderbeleuchtung oder so. Ich war schon etwas mürrisch, da ich riesigen Hunger und den ganzen Tag außer Kuchen und meine mitgebrachten Brote nicht wirklich anständiges gegessen hatte. Eigentlich sollte es bereits in Lensahn schon einen Suppenstopp geben. Den haben wir allerdings wirklich verpasst und keiner hatte recht Lust noch weiter zu suchen. So kam uns dieser Stopp mehr als entgegen. Aber ich sage euch… Was für ein Schuppen… Total verqualmt und miefig, um nicht zu sagen hygienisch nicht ganz einwandfrei. Die Toiletten…. Man stumpft echt ab auf so einer Tour. Eigentlich hatte ich mir vorher überlegt, hier auf Jens und Michael zu warten. So könnte ich noch ein bisschen ruhen bis die beiden kommen würden. Den Gedanken ließ ich aber ganz schnell wieder fallen. Und komischerweise fiel dieser Stopp nicht so lange aus wie erwartet. Ich glaube, einer ist nicht einmal reingekommen…

Jetzt packte mich die Müdigkeit aber immer mehr und so habe ich mich in Lüptheen (km 383) von meinen Mitfahrern verabschiedet und mir am dortigen Kontrollpunkt, einer Kirche, mein Bettchen gebaut.

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Richtig schlafen konnte ich allerdings nicht. Es war wohl gerade Partywochenende dort und somit nicht wirklich ruhig. Dann noch ich allein und das Rad…. Nach ca. 1,5 Std. kam dann auch Jens mit einer kleineren Gruppe, der ich mich dann anschloss. So richtig fit war ich aber immer noch nicht und ich merkte, wie sich meine Augen immer nach innen drehten. Auch Jens wurde müde und so kam uns eine Bushaltestelle hinter der Dömitzer Elbbrücke gerade recht. Die Sonne ging schon auf und wärmte uns wieder auf. Zwar habe ich hier nur ca. 45 min geschlafen, aber dafür tief und fest. „Gut“ ausgeruht fuhren wir ab hier dann allein weiter. Nächster Stopp: Salzwedel bei 446 km. Ran an die Tankstelle und erstmal frühstücken. Auch hier haben wir länger pausiert und sind wohl auch nochmal weggenickt. Die folgenden Kilometer wurden echt zur Tortur. So langsam schlichen sich die ersten Wehwehchen ein. Po, Nacken, Po… Und dann erst der Po!! Autsch. Entspanntes Fahren ging dann nicht mehr so recht. Von hier aus waren es aber „nur“ noch 180 km! Yeah! Nicht mal mehr ein Marathon! Und so habe ich mir die restliche Strecke dann auch schön geredet. Jens und ich haben hier nicht mehr sooo viel miteinander geredet. Ich glaube, er war auch ganz schön durch.

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Schnell noch den Fotonachweis mit Rad in Hankensbüttel (km 488) und weiter.

Der nächste Stopp war erst in Amelinghausen bei km 552. Das Tempo wurde immer gemächlicher und ein halbes Stündchen Pause zwischendurch musste auch noch mal sein. Ich habe mir eine zweite Hose übergezogen und Jens hat die Zeit für ein kleines Nickerchen genutzt.

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Hatte ich bis km 383 noch einen guten Schnitt von 27,6 km/h. Viel dieser ab Salzwedel deutlich ab. Bei km 444 lag der Schnitt aber immerhin noch bei 25,2 km/h.

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Das ist jetzt nicht sooo schlecht… Von Amelinghausen waren es zum Ziel nur noch 62 km. Nicht mal mehr eine Permanente. Noch ca. 3 Std. Jetzt war es 13:37 Uhr. Um spätestens 16:45 Uhr würde ich im Ziel sein. Das war ein gutes Gefühl. Aber leider ließ es sich nicht auf die Beine übertragen und so dümpelten wir weiter vor uns hin. Eine Eispause hielt uns noch etwas länger auf aber nun ging es schnurstracks und ohne weiteres Vertun direkt zum letzten Kontrollpunkt nach HH-Stillhorn. Hamburg!! Wir sind zurück. Allerdings waren es von HH-Stillhorn bis zu den Landungsbrücken noch 14 km. 14!!! Das waren die längsten und unnützesten 14 (!!) km, die ich je gefahren bin. So eine Quälerei. Erst jetzt kam mir erstmalig der Gedanke: „warum machst du das? Warum tust du dir so etwas an?“ Meine Antwort: „Weil´s Spaß macht!“ Echt! Kaum zu glauben, aber ich habe all der Belastung, den Schmerzen, der Müdigkeit und der Bocklosigkeit zwei sehr schöne Tage auf dem Rad, mit vielen netten Leuten und einer supertollen Landschaft – in Ecken wo man sonst nie hinkommt – verbringen können. Und dann erst dieses Hochgefühl als wir um 17:30 Uhr nach insgesamt 33,5 Std. und 614,… km das Ziel erreichten. Wahnsinn!!

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VG Steffi

Edit: Danke Rüdiger für die zur Verfügungstellung deiner Bilder
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